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Albanien

Europas nächste Chance
AUSblick

Albaniens Superheld Skanderbeg mischt bei der EU-Beitritts-Kampagne seines Landes mit

VERBREITET IN DIE WELT

Die Bewerbungen der Westbalkan-Staaten für den Beitritt zur Europäischen Union sind eine große Herausforderung. Durch ihre geringen Bevölkerungszahlen können sie nur begrenzt Abhilfe für den drohenden Arbeitskräftemangel und das Fachkräftedefizit der EU schaffen. Auch ihre politischen Systeme müssen umfassend reformiert werden.  Die Aussicht auf einen EU-Beitritt ist die wichtigste Motivation, um Reformen voranzubringen. Verzögerungen bei der Aufnahme von Verhandlungsgesprächen sorgen jedoch für Frustration und bergen das Risiko der Destabilisierung. Im Falle von Albanien hat die Europäische Kommission bereits 2018 der Aufnahme der Beitrittsgespräche zugestimmt. Nun fehlt nur noch die Zustimmung der EU-Politiker.

Die Feier zum 550. Todestag von Gjergj Kastrioti, Albaniens eigenem „Alexander dem Großen“, wurde letztes Jahr im hektischen Trubel fast vergessen, als man versuchte, die Führer der Europäischen Union zur Aufnahme der Beitrittsgespräche zu bewegen. Glücklicherweise wurde dieser Lapsus in letzter Minute korrigiert.

Kastrioti, der unter dem Namen Skanderbeg bekannt wurde, erlangte durch seine heldenhafte Verteidigung gegen die Einfälle der Osmanen Berühmtheit. Außerdem genoss er wegen seines Talents, diplomatische Allianzen zu schmieden, ein hohes Ansehen.

Sein Vater, ein albanischer Adeliger, entsandte ihn, um das gute Verhältnis zu den Osmanen aufrecht zu erhalten. Kastrioti stieg schnell in den militärischen Rängen der Osmanen auf und nahm eine andere Religion sowie den neuen Namen „Iskander“ an – die türkische Form von Alexander – und „Beg“, zu deutsch „Stammesfürst“. So konvertierte er vom Christentum zum Islam.

Trotzdem konfiszierten die Osmanen den gesamten Landbesitz seiner Familie, woraufhin Skanderbeg desertierte und mit etwa 300 im Exil lebenden Albanern heimkehrte, um seinen Besitz zurückzuerobern. Er versammelte alle örtlichen Stammesführer um sich, bekehrte sich wieder zum Christentum, erhielt finanzielle Unterstützung vom Papst und verdiente sich auch die Anerkennung Venedigs, das er vor osmanischen Angriffen verteidigte.

In groben Zügen könnte so auch die Strategie der albanischen Regierung für den EU-Beitritt aussehen: Neue Regeln lernen und sie geschickt zum eigenen Vorteil anwenden.

Möglicherweise gab es noch nie einen EU-Kandidaten, der weniger Chancen hatte als der einst kommunistische und abgeschottete Staat. Unterdrückung und Heimlichtuerei mussten demokratischen Werten, öffentlicher Rechenschaftspflicht und freiheitlichem Denken weichen. Schnell und ohne Rückfallquote, politisch, wirtschaftlich und sozial.

Die EU bescheinigte, dass die letzten beiden Wahlen frei und fair waren

In nicht einmal drei Jahrzehnten hat Albanien unter den Argusaugen der EU bewiesen, dass es freie und gerechte Wahlen abhalten, seine Wirtschaft umgestalten und modernisieren und so – zugegebenermaßen von weit unten – ein anhaltendes Wachstum erreichen kann, das über dem EU-Durchschnitt liegt. Auch Teile seiner Verfassung sowie den Großteil seines Justizsystems reformierte das Land im Einklang mit den EU-Normen.  Und nicht zuletzt wurden auch die Lebensbedingungen in Albanien verbessert, um den Wünschen der jungen Bevölkerung nach einem guten Schulsystem, besseren Ausbildungschancen, Arbeitsplätzen und Freizeitmöglichkeiten nachzukommen.

Im neuesten Bericht des Internationalen Währungsfonds IWF hieß es, man erwarte für 2019 ein moderateres Wachstum, mittelfristig aber werde die Wirtschaft weiterhin um fast vier Prozent zulegen können. Weiter hieß es, dass die nachhaltige Entwicklung von einer Verbesserung der wirtschaftspolitischen Steuerung, der Rechtsstaatlichkeit und der Korruptionsbekämpfung abhinge. Nicht einmal die Albaner selbst behaupten,  alle ihre Ziele erreicht zu haben. Wird ihnen vorgeworfen, hinter den Erwartungen zurückzustehen, so reagieren sie höflich und vorsichtig, anstatt anderen reifen europäischen Demokratien im Gegenzug ihre wiederkehrenden korrupten Machenschaften vorzuhalten.

Albanien ist mit einer atemberaubenden Landschaft gesegnet.  Die Männer und Frauen des Landes leisten beim Aufbau der für den Tourismus nötigen Infrastruktur ganze Arbeit. Schon jetzt kommen pro Jahr mehr als fünf Millionen ausländische Besucher, die Zahl wird weiter schnell wachsen. Männer und Frauen sind in allen Bereichen gleichberechtigt. Nicht nur in der Regierung, in der die Ministerposten paritätisch zwischen Männern und Frauen verteilt sind, sondern auch im ganzen Land verschwinden  geschlechterspezifische Ungleichbehandlungen.

Obwohl Skanderberg außerhalb seines Heimatlandes relativ unbekannt ist, wurden seinen Qualitäten bereits vor langer Zeit von Ausländern gelobt, wie ein Gedicht von Lord Byron aus dem Jahr 1812 beweist: „Land Albanien, wo einst Iskander aufstieg; Motiv der Jungen und Leuchtfeuer der Weisen.“ Premierminister Edi Rama, Künstler und Politiker zugleich, hofft sicherlich, dass auch die heutigen Europäer Züge von Skanderbegs Charakter bei den Nachkommen des Helden erkennen können.

Finanzen

Banken setzen auf Wachstum

Albaniens Finanzsektor hat die  Rahmenbedingungen für eine Wachstumsstrecke geschaffen, die bereits seit 20 Jahren anhält

„Das Wirtschaftswachstum Albaniens kommt nicht von ungefähr“, so Gent Sejko, Präsident der Zentralbank Albaniens. Es sei auf jeden Fall den Reformen zu verdanken, die von politischen Entscheidungsträgern und der Zentralbank durchgesetzt wurden und welche seit 1997 für die finanzielle Stabilität und das Wirtschaftswachstum des Landes sorgen.

Laut Andi Ballta, dem Generaldirektor der American Bank of Investments (ABI), zeichnet sich das Bankensystem Albaniens durch zwei Merkmale aus: hohe Liquidität und anhaltende Konsolidierung.

„Als Geschäftsmann in Albanien hat man Zugang zu Finanzdienstleistungen aller Art. Die Banken sind sehr kompetitiv – es herrscht ein unglaublicher Wettbewerb“, sagt der Geschäftsführer von ABI, die seit 2015 die Filialen von zwei internationalen Banken, die in Albanien präsent waren, erwarb. „Das Bankensystem wird streng überwacht und reguliert. Dadurch konnten wir als ausländische Investoren Vertrauen fassen“, fügt er hinzu.

Wir haben es geschafft, positive Indikatoren beizubehalten, die die Stabilität unseres Finanzsektors widerspiegeln

Gent Sejko

Präsident der albanischen Zentralbank

Zusammen mit dem Konsolidierungsprozess – die Zahl der Banken wird bis Ende des Jahres von 16 (2018) auf 12 sinken– ist auch die Summe der notleidenden Kredite von 25 Prozent im Jahr 2015 auf 11 Prozent im Jahr 2019 zurückgegangen. 

Obwohl die Kreditvergabe Jahr für Jahr um fünf Prozent steigt, hat die albanische Zentralbank den Referenzzinssatz seit 2018 auf dem historischen Tiefstand von einem Prozent belassen. 

Auch die Landeswährung, der albanische Lek, ist seit 2015 stabil und konnte sogar an Wert gewinnen.

Die Ratingagentur  Standard & Poor’s  ist optimistisch und glaubt, dass das Finanzsystem Albaniens auch in den kommenden Jahren stabil bleiben wird. Sie prognostiziert für Albanien ein durchschnittliches BIP-Wachstum von vier Prozent bis 2022. 

Eurosig im fokus

„Versicherungen gehören zu den vier Grundpfeilern der Entwicklung eines Landes“

Eurosig wurde als schnellstwachsendes und zweitgrößtes Versicherungsunternehmen Albaniens eingestuft und setzt inzwischen Zeichen in der einst unterentwickelten Versicherungsbranche der westlichen Balkanländer. Von Albanien aus expandierte es in den Kosovo und nach Mazedonien. Jetzt hat es sich Eurosigs Präsident Kadri Morinaj zum Ziel gesetzt, die Stärken des Unternehmens auch in neue europäische Märkte einzubringen. „Albanien und Eurosig müssen den Weg gemeinsam gehen, um sich beim EU-Beitritt auf demselben Entwicklungsstand zu befinden“, sagte er.

Eurosig ist ein Versicherungsunternehmen mit europäischen Standards

Kadri Morinaj

Präsident von Eurosig

Das Unternehmen Eurosig mit seinen rund 3.000 Mitarbeitern ist stolz auf seine vielfältigen Versicherungsprodukte und die Einhaltung der EU-Standards. In Zusammenarbeit mit internationalen Unternehmen bietet Eurosig einer steigenden Anzahl von Investoren in Albanien Versicherungen. „Wir gewährleisten dieselben Bedingungen, die auch deutsche Versicherungsunternehmen ihren Kunden zum Schutz ihrer Vermögenswerte anbieten“, so Morinaj.

Europäische Beziehungen

Es war ein langer Weg, den EU-Verhandlungen näherzukommen

Mit starker Unterstützung durch seine neuen Freunde hat Albanien seine Gesetze und seine Verfassung neu definiert, um die EU-Mitgliedschaft zu beantragen

Der erste Schritt war am einfachsten. Nachdem sich das Land aus den Fesseln des Kommunismus befreit und noch bevor sich die ganze Aufregung gelegt hatte, unterzeichnete Albanien 1992 mit der Europäischen Union ein Handels- und Kooperationsabkommen. Kurz danach konnte es mit der Finanzierung von PHARE die gewaltige Aufgabe angehen, seine Unternehmen, Justiz-, Finanz- und Regierungseinrichtungen umzugestalten und an die EU anzupassen. Nun, nach fast drei Jahrzehnten, haben die albanischen Minister die wichtigsten europäischen Hauptstädte besucht, um deren Unterstützung für die Aufnahme der Beitrittsgespräche zu gewinnen.

Aus wirtschaftlicher Sicht präsentiert sich keiner der westlichen Balkanstaaten als unverzichtbarer EU-Kandidat, was mit der geringen Bevölkerungszahl, den unterschiedlichen Fähigkeiten aber auch den noch vorhandenen Spuren eines inakzeptablen Lebensstils in der Vergangenheit zu tun hat. Dies sind allerdings auch die Schwachstellen einiger Staaten, die bereits EU-Mitglied sind.

Überall wird anerkannt, dass Albanien große Fortschritte erzielt

Angela Merkel

deutsche Bundeskanzlerin

Europas führende Industrienationen werden nicht einmal in Gemeinschaft mit den potenziellen neuen Mitgliedern den drohenden Arbeitskräftemangel lösen können, der das Wachstum der EU gefährdet.  Albanien bringt jedoch besondere Vorteile. Es hat Zugang zum Meer und florierende Häfen. Es verfügt dank seiner Schönheit, seiner Geschichte und seinem Klima über die grundlegenden Voraussetzungen für ein starkes Wachstum des Tourismussektors. Außerdem hat es Bereitschaft gezeigt, besonders im Bereich der öffentlichen Verwaltung, der Rechtsstaatlichkeit, der Korruption, des organisierten Verbrechens und der Grundrechte, den fünf Hauptanforderungen der EU, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Die EU wird Albanien dabei helfen, jeden einzelnen Hektar auf einer neuen Grundbesitzregistrierungskarte zu verzeichnen

Luigi Soreca

EU-Botschafter in Albanien

Unterstützung bei den Struktur- und Gesetzesreformen hat das Land von Deutschland und den Niederlanden sowie der EU selbst erhalten. Die Wahlen von 2013 und 2017 wurden an europäischen Standards gemessen. Beide wurden als frei und gerecht eingestuft. Alle Parlamentarier stimmten außerdem zu, ihre gerichtliche Immunität aufzugeben, die sie bislang genossen hatten.

Albanien konnte die Europäische Kommission davon überzeugen, ein geeignetes Land für die Aufnahme von Beitrittsgesprächen zu sein. Nun wartet das Land noch auf grünes Licht vom Europarat, dem politischen Oberhaupt der EU. Im Juni dieses Jahres soll die Antwort kommen.

REFORMEN

Aus Sicht der Investoren, der potenziellen Partner Albaniens sowie der EU-Mitgliedsstaaten gehören die Korruption und das organisierte Verbrechen zu den am meisten zitierten Problemen. Im Rahmen der umfassenden Veränderungen im Justizsystem werden Richter und Staatsanwälte fortan strengsten Prüfungen unterzogen. Bereits die Hälfte der  Beamten, die überprüft wurden, wurden  aus dem Dienst entfernt.

Seit sich das organisierte Verbrechen über die Landesgrenzen hinaus ausgebreitet hat, bedarf es eines scharfen Vorgehens und  enger Kooperation mit anderen Ländern. Auch hier hat Albanien bereits ganze Arbeit geleistet. Mit den Nachbarländern werden regelmäßig vertrauliche Informationen ausgetauscht und gegenseitige Besuche der Verbindungsbeamten organisiert. Die Durchsetzung der Rechtsstaatlichkeit im eigenen Land sowie die Säuberung der öffentlichen Verwaltung wird von EU-Programmen unterstützt. Und schließlich werden auch alle Verbesserungen in Bezug auf die Menschenrechte im Bewerberland ständig überwacht.

Wirtschaft und Handel

Eine EU-Mitgliedschaft zahlt sich besonders für kleine Länder immens aus. Es stehen beträchtliche Fördersummen zur Verfügung, mit denen fast umgehend Investitionen in die Infrastruktur angestoßen werden können. Auch der Eintritt in verschiedene Institutionen wird erleichtert, die entsprechend ausgestattet sind, um technische, rechtliche und praktische Beratung zu fast allen Aspekten der modernen Wirtschaft leisten zu können. Der möglicherweise größte Vorteil besteht aber im ungehinderten Zugang zu einem Markt mit 508 Millionen Menschen, dem drittgrößten und einem der reichsten der Welt. Und das gleich vor der Haustür.

Megainvestitionen wie in der Automobilfertigung sind aufgrund des Arbeitskräftemangels wohl eher unwahrscheinlich, der Fachkräftemangel ist aber vielleicht weniger entscheidend, als es auf den ersten Blick erscheint. Komponentenwerke sind heute auf weniger Arbeiter angewiesen und einige Konsumgüter werden heute an entfernte Standorte versandt und dort montiert. Das verringert den Einarbeitungsaufwand erheblich. Auch Investitionen in den Tourismus sollten die Wirtschaft antreiben, ebenso wie Verbesserungen im Agrarsektor, der bereits maßgeblich zum BIP beiträgt.

 

LANDWIRTSCHAFT

Der Löwenanteil (74 Millionen €) eines Heranführungsprogramms in Höhe von 92 Millionen € zur Modernisierung des Agrarsektors wurde von der EU bezahlt, Albanien kam für den restlichen Betrag auf. Sofort nach der Veröffentlichung des Programms beantragten 300 Landwirte die Förderung. Der Sektor beschäftigt 43 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung und trägt 23 Prozent zum BIP bei.

IM KAMPF GEGEN
DIE KORRUPTION

Im Februar 2019 startete Albanien ein drei Jahre währendes Programm in Höhe von drei Millionen €, um die Schlüsselempfehlungen der Staatengruppe des Europarats gegen Korruption und dessen Expertenausschusses für die Bewertung von Maßnahmen gegen Geldwäsche effektiver umzusetzen und die institutionellen Kapazitäten hinsichtlich des Verhaltenskodex von Regierungsbeamten und des Schutzes von Hinweisgebern zu stärken.

VERWALTUNGSREFORM

Unter der Schirmherrschaft der EU wurden dank einer Finanzierung von bislang 85 Millionen € die kommunalen Verwaltungsdienste gestrafft. Im Zuge dessen wurde die Anzahl der lokalen Gebietskörperschaften von 384 auf 61 Gemeinden verringert. Neben der Entpolitisierung des öffentlichen Dienstes wurden mithilfe der Reformen auch leistungsorientierte Beschäftigungsmöglichkeiten für junge Menschen geschaffen.

Seit 1992 hat sich das BIP von Albanien mehr als verachtzehnfacht.

BIP von

13,04 Milliarden $

im Jahr 2018
BIP von

0,71 Milliarden $

im Jahr 1992
Quellen: Trading Economics, Weltbank

ZEITRAHMEN FÜR ALBANIENS BEITRITTPROZESS

- 1992

Handels- und Kooperationsabkommen zwischen Albanien und der EU unterzeichnet

- 2009

Albanien beantragt offiziell die EU-Mitgliedschaft

- 2010

Europarat genehmigt den visafreien Reiseverkehr im Schengen-Gebiet

- 2012

Die Europäische Kommission empfiehlt EU-Kandidatenstatus

- 2014

Der Rat der Europäischen Union stimmt dem Kandidatenstatus zu

- 2016

Albanien genehmigt die Verfassungsänderungen der Justizreformen (Juli) Beitrittsgespräche um zwei Jahre aufgeschoben (November)

- 2018

EU-Organe ebnen den Weg für die Aufnahme der Verhandlungen im Juni 2019

DER

VIELSEITIGE

PREMIERMINISTER

Edi Rama, Albaniens Premierminister

Edi Rama, der 2017 seine zweite Amtszeit als albanischer Premierminister antrat, hat seitdem sehr viel Energie darauf verwendet, Verhandlungen über eine Mitgliedschaft Albaniens in der EU einzuleiten. Obwohl laut Meinungsumfragen etwa 80 % der Bevölkerung seine EU-Annäherung unterstützen und kontinuierlich Fortschritte bei den umfassenden Reformen erzielt wurden, kämpft Rama mit einigen Problemen, die seine Bemühungen zum EU-Beitritt behindern

Lange vor seiner politischen Karriere war Premierminister Edi Rama Künstler und Kunstprofessor. Seine Mission ist es, Farbe in das Leben der Menschen zu bringen. Die meisten Albaner erlebten die kommunistische Ära in Unfreiheit und Not. Es fehlte an Dienstleistungen und einem guten Bildungssystem, die Wohnverhältnisse waren schlecht, die Umgebung war unansehnlich.

Als Rama Bürgermeister von Tirana wurde, wollte er die Stadt und ihre Bewohner wieder fröhlicher machen. Planierraupen rissen von Spekulanten errichtete Billigbauten ab. Viele alte Wohnblöcke wurden in kräftigen, hellen Farben gestrichen. Die Modernisierung der Infrastruktur dauerte länger, da umfassende Investitionen nötig waren. 

„Die Farben waren in meinen Augen keine Kunst“, so Rama. „Sie waren eine politische Initiative mit Farben. Wir hatten keine Mittel für große Bauprojekte. Die Bevölkerung brauchte alles: Wasserleitungen, Straßen,  Beleuchtung. Als ich Bürgermeister wurde, gab es in Tirana nur 78 Straßenlaternen.“

Die Streichaktion hatte jedoch bemerkenswerte Auswirkungen. Früher brachte die Übernachtungssteuer nur  vier  Prozent der städtischen Einnahmen. In den Vierteln, in denen Gebäude gestrichen wurden, erhöhte sich der Anteil beträchtlich, erklärte er. Größere und bessere Projekten wie die Renovierung von Tiranas Skanderbeg-Platz folgten. Dieses Projekt gewann 2018 mit dem European Prize for Urban Public Space einen der bedeutendsten Architekturpreise.

Ramas politische Laufbahn begann 1998. Damals kam er nach einer florierenden künstlerischen Karriere in Paris nach Albanien zurück, um am Begräbnis seines Vaters teilzunehmen.

Durch eine Regierungsumbildung wurde eine Stelle als Leiter des Kultusministeriums frei und Rama bewarb sich für den Posten, zu dem auch die Ressorts Jugend und Sport gehörten. Mit seiner herausragenden Persönlichkeit und einer stattlichen Körpergröße von 1,95 Meter, mit der er sich von den meisten seiner Landsleute abhob, nutzte Rama seine Kontakte aus der Kunstwelt, um Kunstschaffenden und Kuratoren praktisch ohne staatliche Förderung die Möglichkeit zu einer internationalen Kunstausstellung zu bieten.

Die Hauptstadt wuchs von einem kleinen Provinznest zu einer Millionenstadt heran

Dank seiner Größe schaffte er es auch in die Basketballnationalmannschaft. Rama gibt jedoch zu, dass sein sportlicher Ehrgeiz andere Beweggründe hatte. Da Auslandsreisen bis 1990 verboten waren, setzte er alles daran, in die Nationalmannschaft aufgenommen zu werden, um so die Gelegenheit zu erhalten, die Welt zu erkunden. Seine erste Auslandsfahrt führte ihn nach Österreich. Allerdings war das Kunsthistorische Museum in Wien ausgerechnet an jenem Dienstag geschlossen.

Unter dem Kommunismus war Tirana ein Provinznest mit 200.000 Einwohnern. Bis 1991 waren private Pkws verboten und es gab nur wenige, schlecht sortierte Geschäfte und ein karges Unterhaltungsangebot. Inzwischen ist die Stadt zu einer lebendigen Metropole mit einem boomenden Tourismussektor, interessanten Freizeitaktivitäten und einer Bevölkerung von einer Million herangewachsen, was einem Drittel der Gesamtbevölkerung entspricht. Das neue Zentrum für Offenheit und Dialog beherbergt eine Galerie, eine Bibliothek, ein Kino und Internetcafés. Es ist bis spät nachts geöffnet und der Eintritt ist frei. Wie der Premierminister der britischen Presse erklärte,  sollte das erste Stockwerk den Bürgern zur Verfügung stehen und das zweite der politischen Führung.

Während seiner beiden Jahre im Kultusministerium ging er verstärkt seiner Vorliebe für das Zeichnen nach. Fast ohne es zu merken, füllte er mit seinen künstlerischen Skizzen die A4-Blätter mit den  Konferenzprogrammen. „Ich suchte nach einer Möglichkeit, die langen Konferenzen durchzustehen. Durch das Zeichnen konnte ich mich besser auf das Zuhören konzentrieren“, berichtete er dem  Guardian. „Dieser Prozess ist inzwischen ein Teil von mir geworden. Wenn ich nicht zeichnen kann, fühle ich mich nervös, als wäre ich gar nicht anwesend.“

2013 wurde Rama Premierminister nach einer Wahlkampagne mit Berater Alastair Campbell, dem einstigen Pressesekretär des damaligen britischen Premierministers Tony Blair. Seitdem ist sein Einfluss im Land und der gesamten Region deutlich spürbar.

DIE ZUKUNFT EUROPAS UND DER GANZEN WELT

Edi Rama sagte in einem Gespräch mit der Zeitung Die Welt im Januar 2019: „Wir haben bisher ein unglaubliches Glück gehabt, dass wir in der gleichen Zeit wie die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel leben und wirken durften. (…) Ich hoffe sehr, dass ihre Vision nicht einfach so verloren gehen wird. Und ich hoffe noch mehr, dass Deutschland begreifen wird, dass es nicht nur verantwortlich ist für die Zukunft der Kinder in Deutschland, sondern von ganz Europa und darüber hinaus.”

BIO

- 1964

Geboren am 4. Juli in Tirana

- 1984

Erste Auslandsreise nach Wien mit der albanischen Basketballnationalmannschaft

- 1986

Student an der Kunstakademie Tirana

- 1994

Künstler in Frankreich

- 1998-2000

Minister für Kultur, Jugend und Sport

- 2000-2011

Bürgermeister von Tirana

- 2005

Armutsbekämpfungs-Preis der Vereinten Nationen, Vorsitzender der Sozialistischen Partei

- 2013

Premierminister der Koalitionsregierung

- 2017

Premierminister mit absoluter Mehrheit
INTERVIEW

Edi Rama

Albaniens Premierminister

INTERVIEW LESEN

Wann werden nach Ihren Erwartungen die Gespräche zur EU-Mitgliedschaft aufgenommen?
Letztes Jahr hat die Europäische Kommission empfohlen, 2018 Gespräche aufzunehmen. Das ist nicht aber geschehen. Europa hat sich jedoch dieses Jahr dazu verpflichtet. Man kann die nächsten Schritte der EU nicht vorhersagen. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und die Europäische Kommission ist der Ansicht, dass wir an den Start gehen können. Die Kommission ist das einzige Organ mit Expertise und Einblick in die Länder. Der Rest ist Politik. Durch die Vorbereitung auf die Integration erhalten wir die einmalige Gelegenheit, uns zu modernisieren, und die Erfüllung von EU-Standards ist genau das, was wir künftigen Generationen schuldig sind.

Sehen Sie den gesamten Prozess weniger optimistisch?
Nein, ich war stets auf tragische Weise optimistisch. Selbst die anfangs skeptischen Niederländer haben gesagt, dass wir große Fortschritte gemacht haben. Die Niederlande, Deutschland und Österreich waren uns bei unseren Justizreformen sehr behilflich. Wir haben Dinge getan wie kein anderes Land zuvor. Wir haben die Verfassung geändert und unser System wie kein anderes Kandidatenland, das Verhandlungen führt, überarbeitet. Bei den ersten Beitrittsländern waren der Druck und die Anforderungen noch nicht so hoch und der Prozess war einfacher.

Hat die EU heute weniger Interesse an neuen Mitgliedern?
Wir versuchen derzeit nicht, direkt in die EU einzutreten, wir möchten lediglich Gespräche aufnehmen. Unsere Zeit für den Beitritt in die EU wird noch kommen. Momentan sprechen wir noch nicht über die Hochzeit, sondern über den Heiratsantrag. Das macht das Ganze frustrierend und bisweilen sogar absurd, denn wir haben alles daran gesetzt, damit die Verhandlungen aufgenommen werden können. Das Bild der Europäer von Albanien bessert sich langsam. Mehr und mehr Menschen besuchen uns und merken, dass das Land nicht den negativen Verallgemeinerungen entspricht, denen sie bisher geglaubt haben. Bequemer Journalismus ist charakteristisch für unsere Zeit. Vom allzu bequemen Journalismus kann man keine positiven Schlagzeilen erwarten. Negative Schlagzeilen verkaufen sich besser.

Wie sind Ihre Beziehungen zu Deutschland?
Sehr gut. Kanzlerin Angela Merkel ist einzigartig. Sie hat eine sehr klare Vision für die Bal-
kanländer. Sie ist und bleibt unser Champion. Durch ihre Führung ist Deutschland zum Retter Europas geworden. Ich weiß nicht, wo Europa heute stünde, wenn Merkel nicht während der Flüchtlingskrise im Amt gewesen wäre. Sie musste zwar einen hohen Preis bezahlen, aber gerade ihre Bereitschaft dazu macht sie zu einem großen Staatsoberhaupt. Deutschland ist generell sehr fair und gerecht. Das ist nicht bei allen Ländern der Fall.

Der Heritage Foundation zufolge erhält Albanien 10 Prozent der ausländischen Direktinvestitionen in den westlichen Balkanländern. Was denken Sie darüber?
Es ist nur ein Zehntel, weil wir es bisher nicht geschafft haben, einen Weg zur Steigerung ausländischer Direktinvestitionen im Tourismus zu finden. Dort gibt es ein riesiges Potenzial. Im Energiebereich deutet alles darauf hin, dass Shells neues Offshore-Erdöl- und Erdgasfeld ein voller Erfolg wird und jährlich Investitionen in Höhe von 1 Milliarde € generiert. Nun beginnen wir auch, in die Solarenergie, in die Produktion und die Landwirtschaft zu investieren, wo sich interessante Möglichkeiten bieten.

Justizreform

Kampf gegen die Bestechung

Nach der Umstrukturierung des Justizapparats und der Entlassung korrupter Beamter bessert sich Albaniens Ruf als Geschäftsstandort allmählich

Da Albanien anstrebt, ein Mitgliedsstaat der Europäischen Union zu werden, hat sich das Land in letzter Zeit redlich bemüht, sein Gerichtswesen zu säubern. Alle Staatsanwälte und Richter werden nun einer unabhängigen und strengen Eignungsprüfung für ihre Stellen unterzogen. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf  die Vermögenserklärung, die Integrität und Professionalität gelegt. Wie die Ergebnisse zeigen, ging etwa die Hälfte der geprüften Mitarbeiter – 40 Prozent wurden entlassen und 10 Prozent kündigten von selbst. „Da so viele Leute entlassen wurden, ist die Lage heikel. Wir garantieren allen Entlassenen ein ordnungsgemäßen Verfahren“, so die albanische Justizministerin Etilda Gjonaj.

Während der letzten drei Jahre wurde Albanien von der Europäischen Kommission und einzelnen europäischen Ländern beraten und hat daraufhin eine doppelte Struktur zur Auswahl und Kontrolle seines Justizwesens entwickelt. Neben der Einführung gesonderter Gremien für Richter und Staatsanwälte wird mit diesem System versucht, durch den Ausschluss von Politikern aus beiden Organen den externen Druck auf die Einrichtung zu verhindern.

Für die Verfolgung von Gesetzesbrüchen durch Politiker und Personen in Führungspositionen wird eine neue, dem US-amerikanischen Federal Bureau of Investigation (FBI) ähnliche Strafverfolgungsbehörde eingerichtet. Eine weitere Funktion besteht in der Bekämpfung des organisierten Verbrechens, das manchen Beobachtern zufolge nicht ausgemerzt ist, sondern sich teilweise nur ins Ausland verlagert hat.

Wir haben unsere Mechanismen zur Korruptionsbekämpfung gestärkt – und dies nicht nur im Justizsystem

Etilda Gjonaj

Albanische Justizministerin

In das Reformprogramm wurden Vorschläge von aktuellen und potenziellen Investoren aufgenommen, die  nach eigenen Angaben der Bekämpfung von Korruption und organisiertem Verbrechen oberste Priorität einräumen.

„Wir haben unsere Mechanismen zur Korruptionsbekämpfung gestärkt – und dies nicht nur im Justizsystem. Wir haben eine institutionelle Arbeitsgruppe gegründet, die verwaltungsmäßige Ermittlungen in verschiedenen Agenturen durchführt und Unternehmen Dienstleistungen anbietet. Wenn wir heute mit deutschen Investoren sprechen, sind diese positiv überrascht von den Ergebnissen, die wir erzielen“, fügte Gjonaj hinzu.

Verbrechen

Die Verlagerung des Verbrechens

Zwar gehen die Straftaten im eigenen Land zurück, aber noch immer leidet der Ruf Albaniens, da die Kriminellen in die Nachbarländer weiterziehen

Als Albanien 1991 seine Grenzen öffnete, kamen Touristen ins Land und die Einheimischen gingen in Länder, in denen ihnen bisher der Zutritt verwehrt geblieben war. Darunter waren auch Kriminelle, die ihre Aktivitäten ausbauen wollten.

Viele zurückkehrende Verbrecher, die im Ausland mit Bandenbossen in Kontakt geraten waren, hatten in de Zwischenzeit noch raffiniertere Methoden entwickelt und so gestaltete sich auch die Eindämmung von organisiertem Verbrechen schwieriger. „Organisiertes Verbrechen ist nicht albanisch, sondern international“, so der albanische Innenminister Sander Lleshaj. „Wir entsandten Verbindungsbeamte in mehrere EU-Staaten und empfangen deren Beamte bei uns, um gemeinsam zu handeln.“ Es wird zwar oft behauptet, Albanien sei in der Hand von Gangstern, aber die Zusammenarbeit hat bereits gefruchtet. Die Menge an Cannabis aus Albanien, die in Italien aufgespürt wurde, ist zwischen 2017 und 2018 um 81  % gesunken. 

Organisiertes Verbrechen ist nicht albanisch, sondern international

Sander Lleshaj

Albanischer Innenminister

Organisierte Verbrecher sind auch daran beteiligt, illegale Migranten durch Albanien nach Europa zu schleusen. „Dass Albanien für den Durchzug in die EU benutzt wird, bereitet uns Sorgen.  Zwar verzeichnen wir jährlich einen Rückgang um 30 Prozent, aber letztlich muss dieses Problem ganz gestoppt werden.

Dennoch führt die Polizei immer mehr Beschlagnahmungen bei Drogenhändlern und Verbrechernetzwerken durch und auch die Mordrate und die Zahl schwerer Überfälle sinkt.

Infrastruktur

Das Rückgrat für Wachstum

Die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur Albaniens ist für den anhaltenden wirtschaftlichen Fortschritt des Landes und die Erschließung des riesigen Potenzials im Tourismussektor ausschlaggebend

Mit seinen sonnigen Mittelmeerstränden und eindrucksvollen Bergketten, einer Vielzahl von historischen Sehenswürdigkeiten, bezaubernden Städten und seiner lebendigen lokalen Kultur erfüllt Albanien fast alle Voraussetzungen, um ein beliebtes europäisches Touristenziel zu werden. Und dennoch kamen im Jahr 2018 nur 5,9 Millionen Besucher ins Land. Das sind zwar 16 Prozent mehr als im Vorjahr, aber nur ein Bruchteil der fast 20 Millionen Touristen, die in Kroatien ihren Urlaub verbrachten.

Meiner Meinung nach trägt unser Ministerium den wichtigsten Teil zur Tourismusstrategie Albaniens bei

Belinda Balluku

Albanische Infrastruktur- und Energieministerin

Größtenteils ist dies der Verkehrsinfrastruktur des Landes geschuldet, die nicht nur den Tourismus sondern auch andere Wirtschaftsbereiche Albaniens behindert. Der Flughafen von Tirana hat zwar einige neue Flüge ins Angebot genommen, ist aber nach wie vor der einzige internationale Flughafen des Landes. Momentan gibt es auch keine internationalen Zugverbindungen. Obwohl das Straßennetz die bedeutendsten Städte miteinander verbindet, sind viele Orte immer noch schwer erreichbar.

„Bis 2021 möchten wir auf 10 Millionen ausländische Touristen in Albanien kommen. Das ist natürlich ein anspruchsvolles Vorhaben. Wir verfügen jedoch über alle nötigen Mittel, um unser Ziel zu erreichen“, sagte Sonila Qato, Direktorin der Albanischen Straßenbehörde. Sie fügt hinzu, dass eine verbesserte Anbindung zu den obersten Prioritäten der Regierung gehört.

Bild der Arena Kombëtare, ein weiteres bedeutendes Infrastrukturprojekt, das derzeit im Bau ist. Es wird künftig als Fußballnationalstadion und als Veranstaltungsort für Konzerte und andere Events dienen. Stadion von Tirana

Um den Zugang über den Luftweg zu optimieren, sind zwei Großprojekte in Planung. Bald wird mit den Bauarbeiten zur Instandsetzung des Flughafens von Kukës, einer Stadt im Norden des Landes inmitten der albanischen Alpen, begonnen. Das zweite Projekt ist ein neuer internationaler Flughafen in der südlichen Küstenstadt Vlorë, die laut des albanischen Infrastrukturministers großes Interesse bei potenziellen ausländischen Investoren aus der Tourismusbranche weckt.

Um der steigenden Nachfrage nach Flügen nachzukommen, hat das Land 2018 in Zusammenarbeit mit Turkish Airlines seine erste Luftfahrtgesellschaft Air Albania gegründet. Sinan Dilek, CEO von Air Albania, erklärte, dass die Fluggesellschaft sowohl den Bedarf der steigenden Anzahl von Touristen, die ins Land kommen, als auch der im Ausland lebenden Albaner decken wird.

„Wir werden künftig natürlich über Möglichkeiten nachdenken, um mehr Flüge und Flugziele in unser Angebot aufzunehmen. Dieses Projekt hat jedoch ein höheres Ziel: Die Albaner zum Träumen anzuregen“, fügte er hinzu.

Die für die Flugsicherung Albaniens zuständige Organisation ALBCONTROL überwacht schon jetzt täglich etwa 1.000 Flüge am Himmel Albaniens und hat sich dafür gewappnet, auch den erwarteten gesteigerten Flugverkehr zu kontrollieren. ALBCONTROL arbeitet seit 2015 nach EU-Vorschriften. Heute liegt die Leistung seiner Flugsicherungsdienste über dem Durchschnitt.

„Vor dreißig Jahren wussten wir noch nichts über die Flugsicherung und Navigationsüberwachung. Inzwischen schulen unsere Kollegen Mitarbeiter von anderen Organisationen“, so Mina Kusta, Generaldirektor von ALBCONTROL.

IN ZAHLEN

1

Internationaler Flughafen von Tirana in Betrieb

18.300 km

Gesamtlänge des Straßennetzwerkes von Albanien

22 Millionen €

Investitionen in die Verbesserung der Straßensicherheit (2014-17)

35,5 Millionen €

EU-Zuschuss für die Entwicklung der Bahninfrastruktur

62,5 Millionen €

Geschätzte Investitionen in den Hafen von Durrës
Quellen: EU, Albanische Straßenverkehrsbehörde

Auch der schienengebundene Verkehr ist in Albanien ein unzureichend genutztes Verkehrsmittel, dem eine umfassende Überholung bevorsteht. Das Land verfügt über ein weitreichendes, jedoch ziemlich verfallenes Eisenbahnnetz aus der Zeit des kommunistischen Regimes, als der Besitz von privaten Pkws noch verboten war.

Jetzt wird der Schienenverkehr eine Renaissance erleben, was nicht zuletzt Fördergeldern der EU zu verdanken ist. Derzeit wird an einer Zugverbindung für den Passagierverkehr nach Montenegro gearbeitet (2017 wurde bereits eine Frachtverbindung eröffnet). Außerdem ist der Ausbau einer Zugverbindung nach Griechenland im Gespräch.

Zu den bedeutendsten Investitionen im Bahnverkehrssektor der letzten Jahrzehnte gehören ein 90,3 Millionen € teures Projekt zur Sanierung des Bahnabschnitts Tirana-Durrës und der Bau einer neuen Bahnverbindung zum internationalen Flughafen von Tirana. Die neue Bahnlinie wird auch als strategische Verbindung zum Hafen von Durrës, dem wichtigsten Frachthafen von Albanien, Montenegro und dem Kosovo, dienen. Auch am Hafen werden gerade bedeutende Umbauarbeiten durchgeführt, zumal ein Projekt zur Vertiefung des Hafenbeckens und zur Verbreiterung des Zufahrtskanals ansteht.

Der Straßenbau ist seit langem ein zentrales Thema. Somit gehört die Ausweitung und Verbesserung des landesweiten Autobahnnetzes nach wie vor zu den obersten Prioritäten. Zur Bewältigung dieser schwierigen Aufgabe ist die Regierung immer mehr auf Unterstützung aus dem Privatsektor in Form von ÖPP-Modellen und Konzessionen angewiesen.

Die Infrastrukturstrategie Albaniens steht auch für eine bessere Integration in die Region und in Europa

„Für uns als Investoren und Bauunternehmer sieht es so aus, als hätte der Premierminister eine sehr klare Vorstellung von der Zukunft Albaniens“, so Rrok Gjoka, Geschäftsführer von Gjoka Konstruksion. Das Unternehmen leitet derzeit ein 250 Millionen € schweres ÖPP-Projekt zum schwierigen Bau der Arberi-Straße. „Die Arberi-Straße ist der beste Beweis dafür, denn in den letzten zwanzig Jahren versprachen alle Regierungen, dieses Projekt in Angriff zu nehmen. “

Die Straßenbaustrategie des Landes erfüllt nicht nur sämtliche EU-Vorschriften, sondern ist auch im Hinblick auf den Berliner Prozess, der die Integration des westlichen Balkanlandes in die EU unterstützt, international ausgerichtet. Zu den wichtigsten Projekten gehört der Bau der Autobahn zwischen dem Adriatischen und dem Ionischen Meer, die Albanien mit dem mediterranen TEN-T-Korridor verbinden wird. Die Bauarbeiten sollen bis 2030 abgeschlossen sein.

„Das Verhältnis zwischen der Regierung und den Unternehmen, die die Aufträge erfüllen, hat sich maßgeblich gebessert. Jetzt haben wir zum ersten Mal qualitativ hochwertige Straßen“, so Ram Geci, Inhaber der Baufirma Geci. „Es sind zwar noch weitere Investitionen notwendig, aber die Regierung verfolgt bereits die richtige politische Linie und geeignete Mechanismen, um positive Veränderungen einzuleiten.“

Auch zahlreiche andere private Infrastrukturunternehmen haben sich positiv dazu geäußert, wie die Regierung die neuen Projekte in diesem Bereich abwickelt. Viele Firmen wie Geci steigen jetzt sogar selbst in Projekte der touristischen Entwicklung ein, bevor der erwartete Boom einsetzt.

„Albanien ist nicht mehr wie früher“, meint Artan Sako, CEO des Tiefbauunternehmens 2T.

INTERVIEW

Belinda Balluku

Albanische Infrastruktur- und Energieministerin

INTERVIEW LESEN

Welche Strategie verfolgt Ihr Ministerium zur Verbesserung der Infrastruktur?
Wir haben eine klare Entwicklungsstrategie, die darauf abzielt, den Anforderungen der Bürger gerecht zu werden und sämtliche EU-Vorschriften zu erfüllen. Einer unserer Schwerpunkte liegt auf dem Tourismus. Wir möchten Albanien zu einem zentralen touristischen Anlaufpunkt der Balkanländer am Mittelmeer machen. Um das Wachstum dieses Sektors voranzutreiben, ist natürlich eine moderne Infrastruktur notwendig. Meiner Meinung nach trägt unser Ministerium den wichtigsten Teil zur Tourismusstrategie Albaniens bei. Wir kümmern uns um die zeitgerechte Fertigstellung von Projekten, die unsere Tourismusstrategie fördern, und überwachen dabei auf sorgfältigste Weise die Sicherheit und Qualität.

Welche Möglichkeiten bieten sich im Bereich der öffentlich-privaten Partnerschaften (ÖPP)?
Die Projekte von 2019 umfassen die neue Zugstrecke zwischen Tirana und Durrës sowie die dazugehörige Autobahn, die etwa 2021 fertiggestellt wird. Der private Partner wird optionale gebührenfreie Straßen neben der Mautstrecke Tirana-Durrës bereitstellen, die alle europäischen Sicherheitsstandards erfüllen. Aktuell streben wir noch weitere ÖPP zum Bau der Verbindungsstraßen zur Autobahn zwischen dem Adriatischen und dem Ionischen Meer an. Ausländischen Investoren möchten wir versichern, dass in Albaniens Energie- und Infrastruktursektor ein wachsendes Investitionspotenzial herrscht und alle Projekte in einem vollkommen transparenten Verfahren abgewickelt werden.

„VORHER“ UND „NACHHER“

Das Land konzentriert sich derzeit auf umfassende Infrastrukturprojekte, mit denen die Wirtschaft revolutioniert werden soll. Aber auch der Publicity-Effekt der Streichaktion ist nicht in Vergessenheit geraten. Während Edi Ramas Amtszeit als Bürgermeister von Tirana wurde vielen grauen Gebäuden der Stadt ein farbenfroher neuer Look verpasst. Selbst für das Infrastruktur- und Energieministerium von Albanien gibt es ein „Vorher“ (unten) und „Nachher“ (oben), mit dem es sich brüsten kann.
Geci Ltd im Fokus

Geci als Wegbereiter für Albaniens Wachstum

Eines der wichtigsten Infrastrukturunternehmen Albaniens konzentriert sich nun auf die Tourismusentwicklung

Seit seiner Gründung im Jahr 1993, als die Demokratie in Albanien Fuß fasste, erkennt und erfüllt Geci die Anforderungen seines Landes. Anfangs lag sein Schwerpunkt ausschließlich auf der Infrastruktur, inzwischen kümmert sich das Unternehmen jedoch auch um den Bau und die Instandhaltung der wichtigsten Straßen und Brücken Albaniens. Seit Jahren wächst Geci stetig. Laut Firmeninhaber Ram Geci wird auch das Verhältnis zur Regierung jedes Jahr besser. Heute verfügt Geci über ein komplettes Sortiment an Maschinen, über 200 Fahrzeuge und 500 Mitarbeiter.

In diesem Jahr beginnen die Bauarbeiten für Gecis 50 Millionen € teures Fünf-Sterne-Hotel

Da das Unternehmen schon frühzeitig das riesige Potenzial der Tourismusbranche erkannt hatte, wurde es 2004 Aktionär des Tirana International Hotel & Conference Center, der größten Einrichtung ihrer Art in ganz Albanien. 2011 erwarb es auch die restlichen Aktien und wurde so zum hundertprozentigen Eigentümer des Vier-Sterne-Hotels, das über Veranstaltungs- und Konferenzräume, ein Fitness-Studio, eine Wellness-Anlage, eine moderne Bar und zwei Restaurants verfügt und sich in prädestinierter Lage im Herzen der albanischen Hauptstadt befindet.

Außerdem beginnt Geci dieses Jahr mit dem 50 Millionen € teuren Bau seines Fünf-Sterne-Hotels, das mehr als 200 Zimmer beherbergen wird und bis 2023 fertiggestellt werden soll.

Energie

Grün und voller Energie

Albanien gehört zu den wenigen Ländern, die nahezu ihre gesamte Energie aus erneuerbaren Quellen gewinnen. Und doch will der Energiesektor des Landes noch mehr erreichen

Zum Gebirgsland Albanien zählen acht große Flusssysteme. Das Land nutzt seine Wasserkraft, um fast 100 Prozent der heimischen Stromerzeugung zu decken. Das Land kann sich rühmen, eines der saubersten Energiesysteme der Welt zu besitzen. Doch der  steigende Energiebedarf des Landes und der Anrainerstaaten drängt Albanien dazu, seine Energieversorgung zu optimieren und den Markt weiter zu liberalisieren. 

Im letzten Jahrzehnt ist die inländische  Stromerzeugungskapazität um 450 MW gestiegen. Somit wurden 2018 im Land mehr als 8.000 GWh fast ausschließlich durch Wasserkraft generiert. Aufgrund der Volatilität der Wasserkraft werden insbesondere im Hinblick auf die Auswirkungen des Klimawandels neue Quellen wie Solar- und Windenergie, Kohlenwasserstoffe, Erdgas und Thermoenergie für den Energiemix in Betracht gezogen.

Die Reform des Energiesektors ist sehr wichtig für uns und eine Voraussetzung dafür, dass wir hier sind

Tom Kristian Larsen

CEO, Statkraft Albania

Um neue Investoren anzuziehen und den Energiesektor effizienter zu gestalten, hat die Regierung eine Reihe von Energiereformen erlassen. Seit der Vertrag zur Gründung der Energiegemeinschaft 2005 mit der EU unterzeichnet wurde, um einen gemeinsamen liberalen Energiemarkt aufzubauen, hat der albanische Energiesektor sich zunehmend geöffnet und sich immer mehr den übrigen europäischen Ländern angepasst. Ein bedeutender Schritt war auch ein neues Energiegesetz aus dem Jahr 2015, das den unbeschränkten Energieexport aus Albanien ohne finanzielle Restriktionen ermöglichte.

„Die Reform des Energiesektors ist sehr wichtig für uns und eine Voraussetzung dafür, dass wir hier sind“, so Tom Kristian Larsen, CEO von Statkraft Albania, einer lokalen Niederlassung des norwegischen Unternehmens Statkraft, das zunächst in Wasserkraft investiert hat und jetzt auch auf die Solar-
energie in Albanien setzt. „Die vollständige Implementierung braucht zwar ihre Zeit, aber es wurden bereits viele Schritte eingeleitet.“

Dieses Jahr hat Albanien den Vorsitz der Energiechartakonferenz, die dem Land laut der albanischen Energieministerin Belinda Balluku eine Chance dazu bietet, in Energiefragen nun enger mit der EU zusammenzuarbeiten.

„Die folgenden Maßnahmen zielen ganz klar auf unseren EU-Beitritt ab: Der Aufbau einer albanischen Strombörse, der Albanian Power Exchange (APEX), der Implementierung eines neuen Marktmodells, mit einem deregulierten Energiesektor sowie weiteren Schritten zur Liberalisierung des Strommarktes“, sagte sie.

Doch nicht nur neue Gesetze sondern auch solide Investitionen haben  die Diversifizierung der Energiequellen in Albanien vorangetrieben. 2018 hat das Land erfolgreich seine erste öffentliche Ausschreibung für Solarenergie (ein Solarpark mit 100 MW) in die Wege geleitet. Bald wird eine zweite hinzukommen. Andere geplante Investitionen wie die Wärmekraftwerke in Vlora, Fier und Korçë werden im Rahmen von öffentlich-privaten Projekten durchgeführt. 

Angesichts eines geschätzten Erdölvorkommen von 220 Millionen Barrel und Reserven von 5,7 Milliarden Kubikmeter Erdgas arbeitet das Land nun auch mit ausländischen Partnern zusammen, um das Potential zur Energiegewinnung aus Erdöl und Gas auszuschöpfen. Shell beispielsweise bohrt seit 2012 nach Öl in Albanien.

„Alles deutet darauf hin, dass dies [Projekt mit Shell] eine Erfolgsgeschichte werden wird“, so der albanische Premierminister Edi Rama. „Wenn wir positive Neuigkeiten erhalten, werden in den kommenden Jahren zusätzliche Investitionen in Höhe von einer Milliarde Euro pro Jahr anfallen.“

IN ZAHLEN

90,7 %

des Stromverbrauchs Albaniens stammt aus erneuerbaren Quellen (2017)

35,6 %

Gesamtenergieverbrauch Albaniens aus erneuerbaren Energien (2017-2018)

20 %

EU-Ziel für den Ge- samtenergieverbrauch bis 2020

1,5 Mrd. €

Investition in die Trans Adriatic Pipeline (TAP)

220 Mio.

Geschätzte Menge an Barrel Erdöl in Albanien
Quellen: Eurostat, TAP, AlbPetrol

Die größte ausländische Direktinvestition in Albanien ist bislang mit 1,5 Milliarden € die Trans Adriatic Pipeline (TAP). Voraussichtlich wird die Pipeline, die Erdgas von Aserbaidschan über Albanien nach Europa liefern wird, 2020 in Betrieb gehen. 

„Durch die TAP sichert sich Albanien seine Position auf dem europäischen Energiemarkt, da es  in das Gasnetzwerk Europas integriert sein wird“, so Malfor Nuri, Country Manager bei TAP Albania.

Schon jetzt ist Albanien ein Player im Energiebereich in der Region. Das albanische Unternehmen Kastrati Group beispielsweise handelt international mit Mineralölprodukten und spielt auf dem Balkan eine wichtige Rolle.

„Bei den aktuellen Perspektiven steht nicht nur die nationale Ebene im Fokus, sondern auch die gesamte Region” erklärte Benet Beci, CEO der Albanian Power Corporation (KESH), dem landesweit größten Energieproduzenten. 

Außerdem weist die albanische Energieministerin darauf hin, dass auch andere westliche Balkanländer sich zunehmend für die Energiebranche Albaniens interessieren. „Wenn unsere Nachbarländer in naher Zukunft die EU-Vorschriften einhalten müssen, wird es unserer Ansicht nach eine erhebliche Nachfrage nach sauberer Energie geben. Deshalb investieren wir nun auch in den Energietransport, um ein regionales Verbundsystem aufzubauen“, so Balluku.

IT

An die Zukunft angeschlossen

Die digitale Agenda bildet den Kern von Albaniens Modernisierungsbestrebungen. Angefangen von einem neuen Angebot an elektronischen Behördendiensten bis hin zur Gewährleistung der Internetkonnektivität hat die Optimierung der Kommunikationsbranche eine entscheidende Rolle dabei gespielt, das Potenzial des Landes im Tourismus-, Energie- und Landwirtschaftssektor zu erschließen. Neuen Studien zufolge ist Albaniens 4G-Mobilnetzwerk sogar stabiler als die Netze Deutschlands und Großbritanniens. Durch den kompromisslosen Einsatz des Landes für eine besser vernetzte Welt ist vor allem in der Hauptstadt Tirana ein wahres Ökosystem aus Technologie-Start-ups entstanden. Dank der hervorragend ausgebildeten jungen Generation, die Englisch und eine weitere Fremdsprache in der Schule lernt, hat sich auch das Geschäftsprozess-Outsourcing im ganzen Land etabliert.

Posta Shqiptare im fokus

Der Ausbau des Postwesens

Albaniens Posta Shqiptare nutzt sein Netzwerk und investiert massiv in neue Technologien, um modernste Finanzdienste zu entwickeln

Albaniens 1912 gegründetes staatliches Postwesen hat sich seit Ende des 20. Jahrhunderts grundlegend verändert. Die 500 Niederlassungen sind rundum ausgelastet und die Belegschaft von 2.500 Mitarbeitern wurde mit neuen Technologien für das Serviceangebot vertraut gemacht.      

Wie die meisten modernen europäischen Postunternehmen hat sich auch Posta inzwischen zu einer Finanzinstitution entwickelt, die die traditionellen öffentlichen Dienstleistungen um neue Angebote ergänzt hat: So können die Kunden nun Stromrechnungen begleichen, sich Pensionen auszahlen lassen oder Überweisungen tätigen. Die Angebotspalette reicht hin bis zur Beantragung von Agrarkrediten oder dem Erwerb von  Schatzanweisungen.

Wir sind der größte Finanz-Supermarkt Albaniens mit den niedrigsten Zinssätzen

Laert Duraj

CEO von Posta Shqiptare

„Wir sind der größte Finanz-Supermarkt Albaniens“, so Laert Duraj, CEO von Posta Shqiptare.

„Unsere Mission besteht darin, den albanischen Bürgern sowie kleinen und mittelständischen Unternehmen zu dienen und ihnen als vertrauensvoller Partner die niedrigst möglichen Zinsen zu bieten“, fügte Duraj hinzu.

Aktuell zielt Posta darauf ab, das Potenzial internetbasierter Dienstleistungen zu erschließen, indem es 30 Prozent seiner Einnahmen in Technologien investiert. Bald schon soll die Plattform Albania’s Agency for the Delivery of Public Services (ADISA) Zahlungen per mobiler App ermöglichen. Außerdem führt Posta nun auch einen Online-Paketdienst für einen Markt mit sieben Millionen Verbrauchern in Albanien, dem Kosovo und Nordmazedonien ein und stößt damit in den wachsenden E-Commerce-Sektor vor.

Albanische

Unternehmen im Aufschwung

Wenn Albaniens Unternehmenssektor verglichen mit anderen europäischen Ländern auch spät an den Start gegangen ist, haben die Unternehmer in den letzten Jahrzehnten doch unermüdlich daran gearbeitet, ein Land mit einer florierenden Wirtschaft aufzubauen

InfoSoft Systems

InfoSoft Systems wurde 1991 als eines der ersten Unternehmen Albaniens gegründet. Anfangs vertrieb es Computer, später expandierte es und entwickelte Software für verschiedene Anwendungen. Heute ist InfoSoft Systems das führende IT-Unternehmen Albaniens und gehört zur InfoSoft Group, die 14 Geschäftssparten umfasst und auch im Kosovo und in Mazedonien tätig ist.

Wir sind über die Landesgrenzen hinausgewachsen und bieten unsere digitalen Lösungen jetzt im gesamten Westbalkan an

Grigor Joti

CEO, InfoSoft Group

InfoSoft Systems spielt eine wichtige Rolle beim ambitionierten Projekt der albanischen Regierung, eine Reihe von Onlinediensten für seine Bürger einzuführen. InfoSoft Systems hat in Partnerschaft mit internationalen Unternehmen den Onlinedienst für Bereiche wie das öffentliche Auftragswesen sowie das Portalsystem e-Albania entwickelt, mit denen die Bürger und Unternehmen beispielsweise Sozialleistungen und Pensionen beantragen können. Zum Teil ist es auch der Unterstützung des Unternehmens zu verdanken, dass die Regierung heute fast 100 Dienste über eine einzige Website anbieten kann.

Albanian Power Corporation (KESH)

Die Albanian Power Corporation (KESH) deckt etwa 70 bis 75 Prozent von Albaniens Energiebedarf und ist damit der wichtigste Stromerzeuger Albaniens. Dass Albanien mittlerweile zu den wenigen Ländern der Welt gehört, die komplett auf erneuerbare Energien setzen, verdankt es dem Unternehmen, das seinen Strom ausschließlich aus Wasserkraft gewinnt. Da diese jedoch von den zunehmend schwankenden Klimabedingungen abhängt, richtet das Unternehmen seinen Fokus heute darauf, auch andere erneuerbare Quellen wie die Solarenergie zu erschließen. Inzwischen passt sich das staatliche Unternehmen an Albaniens Strategie zur Liberalisierung des Energiemarkts an und folgt damit europäischen Richtlinien.

Eines unserer strategischen Ziele ist es, unsere Einrichtungen und unser Geschäft besser an den Klimawandel anzupassen

Benet Beci

CEO, Albanian Power Corporation (KESH)
Fondi BESA

Fondi BESA ist Albaniens führendes Mikrofinanzierungsinstitut. Das Unternehmen ist nicht nur selbst nachhaltig gewachsen, sondern hat auch über 600 Millionen € Kredite vergeben, mit denen Tausende neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Das wiederum trug erheblich zur Minderung der Armut und zur Verbesserung der finanziellen Kenntnisse im ganzen Land bei.

Wir haben uns stets bemüht, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen unseren finanziellen und sozialen Zielen beizubehalten

Prof. Bajram Muçaj

Executive Director von Fondi BESA
2T Ltd

Was einem Unternehmen zum Wachstum verhilft, sind die Qualität und Transparenz seiner Arbeit

Artan Sako

CEO von 2T Ltd
Rejsi Farma

Weil wir eine starke Leistung bieten und hohe Standards einhalten, vertrauen viele Apotheken und Patienten unseren Namen

Merita Sheqi

Mitbegründer und Administrator von Rejsi Farma
American Hospital Albania

Das American Hospital of Albania wurde 2006 als erstes privates Krankenhaus von Albanien eröffnet, um den Einheimischen in Sachen Gesundheit wichtige Dienstleistungen anzubieten, die es vorher im Land so nicht gab. Im Laufe der Jahre konnte es nicht nur seine unterschiedlichen Fachgebiete erweitern, sondern auch seine Präsenz in Albanien und im Kosovo immer mehr verstärken. Seine medizinischen Verfahren wie IVF-Behandlungen finden immer mehr Beachtung bei Menschen aus ganz Europa.

Unsere Vision und Strategie für die kommenden fünf Jahre besteht darin, unseren Fokus auf den Gesundheitstourismus zu legen

Dr. Klodian Allajbeu

CEO, American Hospital Albania
Balfin (Balkan Finance Investment Group)

Mein größter Stolz ist, dass wir den Albanern zu einem neuen Lebensstil verhelfen

Samir Mane

Vorstandsvorsitzender und Präsident von Balfin

Balfins Geschichte geht zurück auf das Jahr 1993. Damals startete das Unternehmen als Händler von Elektrogeräten und schuf schließlich Albaniens größte Elektronikmarktkette. Danach stieg es in die Immobilienentwicklung ein, baute Albaniens erstes modernes Einkaufszentrum und vertiefte seine Tätigkeiten im Einzelhandel, indem es die erste albanische Supermarktkette gründete und erstmals angesagte Modemarken in das Land brachte.

Nach der Expansion und Konsolidierung ihrer Präsenz auf ihren Kernmärkten diversifizierte die Gruppe weiter. 2013 kam es zu der vollständigen Übernahme von AlbChrome, Europas einzigem vertikal integrierten Hersteller von Ferrochrom mit hohem Kohlenstoffgehalt. Anschließend stieß die Gruppe in den Energiesektor, in die Logistik, die Agrarwirtschaft und in den Nickelbergbau vor. 2018 erwarb das Unternehmen die Tirana Bank und hat nun begonnen, in die Tourismusbranche zu investieren.

Bis 2020 strebt das Unternehmen einen Umsatz von 1 Milliarde € an.

kastrati group

Kastrati ist eine dieser Unternehmensgruppen, die bei ausländischen Investoren Vertrauen schafft

Shefqet Kastrati

President, Kastrati Group

Die in den Neunzigerjahren gegründete Kastrati Group begann mit dem Bau von Tankstellen in ganz Albanien und hat sich inzwischen zu einem der wichtigsten Großkonzerne des Landes entwickelt. Zuerst etablierte sich das Unternehmen im Großhandel von Treibstoffen in Albanien und den Nachbarländern, jetzt gilt es als bedeutende Unternehmensgruppe, die in der Baubranche, dem Finanzsektor und im Tourismus tätig ist. Heute arbeiten die Unternehmen der Gruppe mit internationalen Partnern wie Exxon Mobil und MVRDV zusammen. 2018 erzielte die Gruppe einen Gesamtumsatz von 800 Millionen $.

Albstar

In meinen Augen wird das Fußballstadion Arena Kombëtare eines der besten Stadien Europas werden

Idajet Ismailaj

Administrator, Finman

Das 1995 gegründete Unternehmen Albstar zählt inzwischen zu den wichtigsten albanischen Firmen in den Bereichen Engineering, Wasserwerkbau und Verkehrsinfrastruktur sowie bei Tiefbau- und Industrieprojekten. Die Gruppe ist im ganzen Land und in den benachbarten Nationen vertreten und ist im Laufe der Jahre durch die Zusammenarbeit mit seinen internationalen Partnern gewachsen.

„Deutsche Investitionen, besonders von KfW, waren ausschlaggebend. Die Betreuung von KfW war wichtig, weil der Investor unseren Mitarbeitern gezeigt hat, wie man bei nur leicht erhöhten Kosten den  internationalen Standards entsprechend arbeiten kann“, erklärte Idajet Ismailaj, Administrator von Albstars Holdinggesellschaft Finman. „Nach dieser Erfahrung konnten wir andere Projekte mit ausländischen Investoren wie Shell annehmen.“

Albstar schließt gerade den Bau des Fußballstadions Arena Kombëtare in Tirana ab, das der albanischen Nationalmannschaft als Heimstadion dienen und Platz für 22.500 Zuschauer bieten wird.

Gjoka Konstruksion im Fokus

Im Arberi-Projekt wurden alle Schritte befolgt, die in der EU Anwendung finden

Das von Gjoka erbaute Wasserkraftwerk Okshtun (32 MW). Gjoka Konstruksion

Gjoka Konstruksion legt buchstäblich den Grundstein für die Zukunft Albaniens. Vor 25 Jahren als Familienunternehmen gegründet, zählt Gjoka Konstruksion inzwischen zu den drei wichtigsten Infrastrukturunternehmen Albaniens. Nun nimmt es eines der komplexesten Projekte des Landes in Angriff.

Die albanische Regierung hat die Infrastruktur zu einer Kernkomponente für die Entwicklung des Landes gemacht. In den letzten Jahren hat sich der Sektor an die EU-Standards angepasst. Gjoka Konstruksion ist der wichtigste Partner bei dieser Strategie Albaniens und hat einen ÖPP-Auftrag über 13 Jahre zum Bau und zur Instandhaltung der 250 Millionen € teuren Arberi-Straße erhalten. „Dies ist eines der umfangreichsten Infrastrukturprojekte, das Albanien je durchgeführt hat. Eine technische Meisterleistung,” so Rrok Gjoka, Inhaber von Gjoka Konstruksion. Der Bau des Projekts, das eine Straßenstrecke von 74 km mit 8,6 km Tunneln und 150 m hohen Brücken einschließt, wird voraussichtlich in drei Jahren abgeschlossen sein. Es wird gemäß EU-Standards ausgeführt und legt den Grundstein für die Hoffnung auf Albaniens Zukunft in der EU. „Wir möchten so schnell wie möglich in die EU aufgenommen werden. Nicht nur, um europäischen Unternehmen zu ermöglichen, sich bei uns zu etablieren, sondern auch um selbst in den europaweiten Wettbewerb einzusteigen”, fügte Gjoka hinzu.

Wir sind erfahren, haben viel investiert und sind definitiv mehr Risiken eingegangen als unsere Konkurrenten

Rrok Gjoka

Owner & Administrator, Gjoka Konstruksion
Gesundheit

Vorreiter eines neuen pharmazeutischen Modells

Die lokale Erfolgsgeschichte von Rejsi Farma zeigt, wie albanische Unternehmen durch internationale Partnerschaften florieren und sich an EU-Richtlinien anpassen können 

Als das Ehepaar Nexhat und Merita Sheqi das Pharmaunternehmen 1998 gründete, war Rejsi Farma noch in einem kleinen Büro untergebracht und hatte fünf Mitarbeiter.

Seitdem ist es zu Albaniens führendem Vertreiber von pharmazeutischen Arzneimitteln herangewachsen. Inzwischen importiert es 500 verschiedene pharmazeutische Produkte, verfügt über mehr als 100 Mitarbeiter und verbuchte 2018 einen Umsatz von 31 Millionen Euro.

Wir sind ein EU-Unternehmen

Merita Sheqi

Mitbegründerin und Verwalterin von Rejsi Farma

„Wir haben einen so starken Marktanteil, weil wir uns gemäß unserer Gründungsphilosophie mit renommierten internationalen Unternehmen zusammenschließen und erstklassige pharmazeutische Produkte liefern“, erklärte Merita Sheqi, Mitbegründerin und Verwalterin des Unternehmens. „Vor zwanzig Jahren war das noch eine große Herausforderung.“

Jedes Jahr geht das Unternehmen weitere Partnerschaften mit immer mehr Pharmaunternehmen wie Bayer aus Deutschland ein. Laut Merita Sheqi arbeiten internationale Firmen nicht nur mit Rejsi Farma zusammen, weil es hohe Leistung und Integrität bietet, sondern auch weil es die Regulierungsstandards der EU und die internen Qualitätsanforderungen der Partnerunternehmen erfüllt.

Photos: Rejsi Pharma

„Wir sind ein Beispiel für Corporate Excellence in Albanien, da wir als erstes Unternehmen freiwillig alle EU-Standards eingehalten haben“, erklärte sie. „Ich möchte deutsche Firmen dazu einladen, sich selbst davon zu überzeugen, dass wir ein europäisches Unternehmen sind.“

Die Erfolgsgeschichte von Rejsi Farma ist aber noch nicht zu Ende. Um weiter zu wachsen und den Albanern künftig noch mehr erstklassige Pharmaprodukte bereitstellen zu können, investierte das Unternehmen kürzlich in ein modernes Lagerverwaltungssystem und in die Automatisierung seines Vertriebssystems.

Tourismus und Kultur

Albanien steckt voller Überraschungen

Strand von Gjipe in der Nähe von Dhermi an Albaniens Südküste. SHUTTERSTOCK

Das verträumte Urlaubsziel am Mittelmeer schont nicht nur das Urlaubsbudget, sondern gilt auch nach wie vor als Geheimtipp, an dem man noch Authentizität ohne Touristenhorden genießen kann

ESSEN

Hier gibt es mediterrane Esskultur vom Feinsten: Die albanische Küche ist dank kulinarischer Einflüsse vom Balkan, der Türkei, Griechenland und Italien einfach spektakulär.

Frische lokale Produkte in Tirana. Photo: Gent Onuzi

TIRANA

Die Hauptstadt Albaniens hat in den letzten Jahren eine urbane Renaissance durchlebt. Das einst graue Relikt mit kommunistischer Vergangenheit ist inzwischen eine bunte, blühende Stadt mit vielen kulturellen Highlights.

Links: Geschäftiges Treiben auf Tiranas Neuem Markt.

Albaniens Nationalhistorisches Museum auf dem Skanderbeg-Platz. Photo: :Gent Onuzi

GESCHICHTE

Die archäologische Ruinenstätte von Butrint ist eine der bemerkenswertesten ihrer Art in Europa. An allen Straßenecken stößt man auf Zeugnisse und Spuren der faszinierenden Vergangenheit Albaniens.

Alte Ruinen in Butrint. Photo: :Alket Islami

KUNST UND KULTUR

Albanien hat eine einzigartige Volkskunst und bietet dank renommierter Schriftsteller, Musiker und Maler eine bemerkenswerte kulturelle Vielfalt. Selbst der albanische Premierminister ist Künstler.

Berühmte Albanische Musiker Photos: Gent Onuzi